Wenn Ihr Chirurg ein guter Gamer ist: Ein faszinierender Abend über die Macht des Gaming

von RobertAlexanderSonnenberger | Nov. 10, 2025 | Clubleben

RobertAlexanderSonnenberger

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Ihr Chirurg ist ein Gamer? Wie gut für Sie!

Ein Vortrag, der Vorurteile auf den Kopf stellt

Mit Professor Michael Bhatty am Abend wurden die Mitglieder und Gäste des Lions Club Düsseldorf Barbarossa Zeugen einer kleinen Revolution im Denken. Der Titel seines Vortrags „Gamify the world“ klang zunächst nach einem weiteren Vortrag über Computerspiele. Doch was folgte war eine Reise in die Zukunft der Medizin, der Bildung und der Gesellschaft – eine Zukunft, die bereits begonnen hat.

Michael Bhatty ist Professor für Game Design an der Mediadesign Hochschule in Düsseldorf und verbindet wissenschaftliche Expertise mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Gaming-Branche. Seine Mission: Zu zeigen, dass Gaming weit mehr ist als Unterhaltung. Gaming ist das führende Medium des 21. Jahrhunderts.

Das Vorurteil vom einsamen Kellerkind: Die Gaming-Realität überrascht

Wer wirklich spielt

Stell Dir einen typischen Gamer vor. Was siehst Du? Wahrscheinlich einen jungen Mann im abgedunkelten Zimmer vor seinem Computer. Genau dieses Bild zerlegt Professor Michael Bhatty systematisch. Die Zahlen sprechen eine völlig andere Sprache.

Mehr als 34 Millionen Menschen in Deutschland spielen regelmäßig Videospiele. Die erste Überraschung: Die Verteilung zwischen den Geschlechtern ist ausgeglichen. 52 Prozent der Gaming-Begeisterten sind männlich, 48 Prozent weiblich. Gaming ist kein reines Männerhobby mehr.

Die zweite Überraschung ist noch verblüffender: Die größte Gruppe der Gamerinnen und Gamer sind Menschen über 50 Jahre. Diese Altersgruppe wächst kontinuierlich.

Gaming als wirtschaftliche Supermacht

Die ökonomischen Dimensionen unterstreichen diese gesellschaftliche Bedeutung. Bereits 2015 hatte die Gaming-Branche mit 2,9 Milliarden Euro Jahresumsatz sowohl die Musikindustrie (1,5 Milliarden Euro) als auch die Filmindustrie (1,17 Milliarden Euro) deutlich überholt.

Im Jahr 2024 erzielte der Gaming Markt in Deutschland beeindruckende 9,4 Milliarden Euro Umsatz. Gaming ist somit die umsatzstärksten Medienbranche.

Die Präsidentin im virtuellen Zwiegespräch mit  Professor Michael Bhatty zum Vortrag Gaming
Die Präsidentin im virtuellen Zwiegespräch mit Professor Michael Bhatty zum Vortrag Gaming

Warum Gaming das Gehirn trainiert wie kein anderes Medium

Der fundamentale Unterschied

Professor Michael Bhatty wurde leidenschaftlich, als er zum Kern seiner Botschaft kam: Gaming ist fundamental anders als alle anderen Medien. Der entscheidende Unterschied liegt in der Interaktivität.

Bei Filmen, Musik oder Büchern kannst Du Dich zurücklehnen und konsumieren. Gaming funktioniert grundlegend anders. Du musst präsent sein, jeden Moment. Du musst Entscheidungen treffen, Probleme lösen, reagieren. Prof. Bhatty erklärte dies anhand der Aufgabenspirale – ein Konzept, das die einzigartige Lernmechanik von Gaming beschreibt.

Die Aufgabenspirale: Ständiges Lernen als Spielprinzip

Funktioniert nach einem wirkungsvollen Prinzip:

  1. Der Spieler identifiziert eine Aufgabe oder Herausforderung
  2. Er entwickelt eine Strategie und löst die Aufgabe
  3. Durch die Lösung verbessert er seine Fähigkeiten
  4. Er identifiziert die nächste, schwierigere Aufgabe
  5. Er löst sie oder scheitert und versucht es erneut
  6. Der Kreislauf beginnt von vorne – auf höherem Niveau

Dieser Prozess wiederholt sich hunderte Male während einer Gaming-Session. Es ist ein positiver Kreislauf der Herausforderungen und des ständigen Lernens. Kein anderes Medium fordert das Gehirn derart kontinuierlich. Die Gäste des Lions Club Düsseldorf Barbarossa erkannten: Gaming ist die effektivste Form des interaktiven Lernens, die die Menschheit je entwickelt hat.

Reale Anwendungen: Wie Gaming Leben rettet und die Welt verändert

Beispiel 1: Der Chirurg mit den Gaming-Händen

Professor Michael Bhatty erzählte eine Geschichte, die den Abend prägte. In den frühen 2000er Jahren führte ein Forschungsteam eine Studie mit Chirurgen durch anhand Operationen mit minimalinvasiven Eingriffen. Diese erfordern extreme Präzision und hervorragende Hand-Augen-Koordination. Die Chirurgen arbeiten mit winzigen Instrumenten, die sie über einen Monitor steuern.

Die Studie teilte die Chirurgen in zwei Gruppen. Die eine Gruppe spielte drei Stunden pro Woche Videospiele – vor allem Spiele, die Geschicklichkeit, Präzision und schnelle Reaktionen erfordern. Die Kontrollgruppe spielte keine Videospiele.

Die Ergebnisse waren verblüffend: Nach wenigen Wochen waren die Gaming-Chirurgen 27 Prozent schneller bei ihren Operationen. Noch wichtiger: Sie machten 37 Prozent weniger Fehler. In der Medizin sind solche Zahlen revolutionär. Es bedeutet: Wenn Dein Chirurg regelmäßig die richtigen Videospiele spielt, steigen Deine Überlebenschancen messbar.

Professor Dr. Michael Bhatty erklärte, warum das so ist: Die Aufgabenspirale im Gaming trainiert exakt jene Fähigkeiten, die bei minimalistischen Eingriffen entscheidend sind. Die Hand-Augen-Koordination, die Arbeit über Monitor, die Präzision unter Zeitdruck, das räumliche Vorstellungsvermögen – all das wird durch Gaming perfektioniert.

Heute nutzen viele medizinische Ausbildungsstätten Gaming-Technologie, um junge Chirurgen zu trainieren. Gaming-Simulatoren ermöglichen, komplexe Eingriffe hunderte Male zu üben, ohne einen einzigen Patienten zu gefährden.

Beispiel 2: Demenz bekämpfen durch spielerisches Training

Das zweite Beispiel bewegte die Anwesenden noch mehr. Es ging um den Einsatz von Gaming in der Demenztherapie – einem Bereich, in dem bislang wenig Hoffnung auf wirkliche Verbesserung bestand.

Professor Michael Bhatty berichtete von einem Projekt, bei dem Demenzpatienten im frühen Stadium spezielle Videospiele spielten. Diese Spiele waren so gestaltet, dass sie Gedächtnis, Orientierung und Problemlösungsfähigkeiten herausforderten – aber spielerisch, nicht frustrierend.

Die Aufgabenspirale zeigte auch hier ihre Wirkung. Die Patienten identifizierten Aufgaben, lösten sie, erhielten positives Feedback und gingen zur nächsten Herausforderung über. Dieser Prozess aktivierte neuronale Netzwerke, die bei Demenz sonst zunehmend verkümmern.

Die Ergebnisse waren ermutigend: Patienten mit regelmäßiger Gaming-Therapie zeigten eine langsamere Verschlechterung ihrer kognitiven Fähigkeiten. Einige konnten bestimmte Fertigkeiten länger aufrechterhalten als Patienten mit traditioneller Therapie.

Was diesen Ansatz besonders wertvoll macht: Die Patienten empfanden die Gaming-Sessions nicht als Therapie, sondern als Unterhaltung. Sie hatten Spaß. Und genau dieser Spaß – die positive Emotion, das Erfolgserlebnis – könnte ein Schlüssel sein, um Demenz effektiver zu behandeln.

Gamify the World: Weitere faszinierende Anwendungsfelder

Von Archäologie bis Angsttherapie

Professor Michael Bhatty führte weitere Beispiele an, die das breite Spektrum der Gaming-Anwendungen zeigten. In der Archäologie nutzen Forscher Gaming-Engines, um historische Stätten digital zu rekonstruieren. Archäologen können durch antike Städte laufen, verschiedene Hypothesen durchspielen und die Plausibilität ihrer Theorien testen.

In der Psychotherapie, speziell bei Angststörungen, haben sich Gaming-Simulationen als hochwirksam erwiesen. Patienten mit Höhenangst, Flugangst oder sozialen Phobien können in sicheren Gaming-Umgebungen schrittweise ihren Ängsten begegnen. Der Therapeut kann die Intensität der Konfrontation präzise steuern.

Gamify the World - ein besonderer Vortrag von Professor Michael Bhatty zu Gamifacation und Gaming
Gamify the World – ein besonderer Vortrag von Professor Michael Bhatty zu Gamifacation und Gaming

Militärische und zivile Sicherheitsanwendungen

Drohnen-Piloten trainieren heute in Gaming-ähnlichen Simulationen, bevor sie echte Drohnen fliegen. Der Vorteil: Piloten können tausende Stunden Flugerfahrung sammeln, ohne dass eine Drohne abstürzt oder ein Mensch gefährdet wird.

Ein besonders beeindruckendes Beispiel sind Kampfflugzeug-Simulatoren. Ein moderner Kampfjet kostet zwischen 80 und 150 Millionen Euro. Jede Flugstunde kostet zusätzlich 20.000 bis 40.000 Euro. Durch immersive 3D-Gaming-Simulationen können Piloten einen großen Teil ihrer Ausbildung absolvieren, ohne diese enormen Kosten – und ohne jedes Risiko.

Die Zukunft des Gaming: Kultur, Kunst und gesellschaftlicher Wandel

Gaming wird zum Kulturgut

Professor Michael Bhatty wagte einen Blick in die Zukunft. Gaming wird verstärkt in heute noch ungewöhnliche Bereiche vordringen: Kultur und Kunst. Bereits heute gibt es Videospiele, die als Kunstwerke anerkannt werden – mit emotionaler Tiefe und einzigartigen ästhetische Erfahrungen. Weil Du nicht nur Zuschauer bist, sondern aktiver Teil.

Das Museum of Modern Art in New York hat mehrere Videospiele in seine ständige Sammlung aufgenommen. Gaming ist auf dem Weg, als Kunstform vollständig akzeptiert zu werden.

Bildung wird spielerisch

Im Bildungsbereich steht eine Revolution bevor. Die Aufgabenspirale ist das vielleicht wirkungsvollste Lernprinzip, das wir kennen. Immer mehr Schulen experimentieren mit „Gamification“ – der Übertragung von Gaming-Prinzipien auf Lernumgebungen.

Stell Dir vor, Mathematik wird nicht durch stumpfes Pauken gelernt, sondern durch ein fesselndes Spiel, in dem mathematische Probleme natürliche Herausforderungen sind. Lernen, ohne dass es sich wie Lernen anfühlt.

Was macht Gaming so besonders? Die wissenschaftliche Perspektive

Neurologische Effekte und Flow-Zustände

Professor Dr. Michael Bhatty zitierte neurowissenschaftliche Studien: Gaming aktiviert mehrere Hirnregionen gleichzeitig – den präfrontalen Kortex für Entscheidungsfindung, den Hippocampus für Gedächtnis, das Belohnungssystem für Motivation und das sensomotorische System für Bewegungssteuerung. Diese gleichzeitige Aktivierung ist einzigartig.

Ein weiteres Schlüsselkonzept ist der Flow-Zustand – vollkommene Konzentration und Versunkenheit. Gaming erzeugt Flow besonders gut, weil das Spiel die Schwierigkeit kontinuierlich an Deine Fähigkeiten anpasst. Es ist nie zu leicht und nie zu schwer. Es hält Dich in der Zone optimaler Herausforderung.

Die soziale Dimension

Entgegen dem Klischee vom einsamen Gamer sind viele moderne Spiele hochgradig sozial. Menschen spielen gemeinsam, kommunizieren, bilden Teams, entwickeln Freundschaften. Gerade für ältere Menschen kann Gaming eine Möglichkeit sein, soziale Kontakte zu pflegen.

Der Abend im Lions Club Düsseldorf Barbarossa: Erkenntnisgewinn und Perspektivwechsel

Vorurteile bröckeln

Im Saal des Lions Club Düsseldorf Barbarossa im DHC (Düsseldorfer Hockey-Club 1905 e.V.) war eine besondere Atmosphäre zu spüren. Die Gäste waren mit Vorurteilen über Gaming gekommen. Im Verlauf des Abends bröckelten diese Vorurteile. Zunächst die Überraschung über die Zahlen, dann das Staunen über die Anwendungen.

Die Wendepunkte waren die konkreten Beispiele:

  • Regelmäßiges Gaming-Training macht Chirurgen schneller und sicherer.
  • Demenzprojekte können beim Gaming buchstäblich durchgespielt werden.
  • Archäologie kann über Gaming-Prozesse besser rekonstruiert werden.
  • In der Angsttherapie helfen Simulationen wie beim Gaming.
  • Drohnen-Training hilft bei militärischen Planungen und schützt kritische Infrastruktur

– dann ändert sich Deine Wahrnehmung grundlegend.

Gamify the world - ein besonderer Vortrag von Professor Michael Bhatty zu Gaming und Gamifacation
Gamify the world – ein besonderer Vortrag von Professor Michael Bhatty zu Gaming und Gamifacation

Lebhafte Diskussion

Nach dem Vortrag entspann sich eine lebhafte Diskussion. Viele Gäste berichteten, dass ihre Enkel leidenschaftlich spielen und sie nun verstanden haben, dass dies nicht nur Zeitverschwendung ist. Andere wollten wissen, ob sie selbst im Alter noch mit Gaming anfangen könnten.

Professor Michael Bhatty betonte: Es geht nicht darum, dass jeder stundenlang spielen soll. Es geht darum zu verstehen, dass Gaming ein Medium mit enormem Potenzial ist – ein Werkzeug, um besser zu lernen, gesünder zu leben und die Welt zu verbessern.

Professor Dr. Michael Bhatty: Ein Leben für das Gaming

Die Leidenschaft, mit der Professor Michael Bhatty über Gaming sprach, kommt nicht von ungefähr. Seit er mit zwölf Jahren seine ersten Drehbücher schrieb, beschäftigt er sich mit interaktiven Geschichten. Seine Dissertation zum Thema „Interaktives Storytelling“ legte 1999 die wissenschaftliche Basis für seine Karriere.

Als Lead Game Designer bei Ascaron entwickelte er die Welt von SACRED (2004). Als Chief Executive Producer bei Phenomedia brachte er Casual Games auf den Markt. Seine Berufung als erster Professor für Game Design in Deutschland 2010 war die logische Konsequenz seines Lebenswegs.

Heute lehrt er an der Mediadesign Hochschule in Düsseldorf und bildet die nächste Generation von Game Designern aus. „Gamify the world“ ist nicht nur der Titel eines Vortrags – es ist sein Lebensprogramm.

Fazit: Ein Abend, den man nicht verpassen sollte

Die Gäste verließen den Abend mit neuen Erkenntnissen und veränderter Sicht auf Gaming, Denn der Vortrag „Gamify the world“ im Lions Club Düsseldorf Barbarossa war mehr als nur eine Informationsveranstaltung. Es war ein Augenöffner, ein Perspektivwechsel, eine Einladung, die Welt neu zu sehen.

Wenn Sie diesen Vortrag verpasst haben, dann haben Sie einen der spannendsten und erkenntnisreichsten Abende des Jahres verpasst. Einen Abend, der nicht nur informierte, sondern begeisterte – Gaming ist nicht die Zukunft, sondern Gegenwart.

Alles in allem: ein spannender Abend im Lions Club Düsseldorf Barbarossa mit einigem Erkenntnis-Gewinn. Dabei sein lohnt sich, denn der Club bietet regelmäßig hochwertige Veranstaltungen an.