DIE BRATSCHE KAM IM RINGEL-SHIRT

von Apr 22, 2024Aktuelles, Clubleben

„Lions on Tour“ – das war am 12. März 2024 ein Besuch des Opernhauses Düsseldorf, aber backstage. Eine Führung also durch die nicht sichtbaren Geheimnisse einer perfekten Aufführung mit spannendem Start auf der Proben-Bühne.

Das Opernhaus Düsseldorf, auch Deutsche Oper am Rhein genannt, ist ein lebendiger Ort voller Kreativität. Kreativität findet hier täglich statt, also immer rund um die Uhr. Und so kamen wir, als auch die Musiker kamen. Wir zur Besichtigung dessen, was in der Oper denn so hinter den Kulissen geschieht und die Musiker zur Hauptprobe von „I Capuleti e i Montecchi“, einem hochkarätig besetzten Opern-Ereignis, das Romeo-und-Julia-Thema als Konzert.

Führung der Lions-Barbarossa durch die deutsche Oper am Rhein
Führung der Lions-Barbarossa durch die deutsche Oper am Rhein

Und so erlebten wir die erste Viertelstunde unseres Besuches als Gast neben der Hauptbühne, auf der sich gerade die Musiker zur letzten Probe versammelten. Aber nicht im feierlichen Schwarz und Weiss wie bei der Premiere, sondern ganz in zivil, was ein schönes buntes Bild ergab. Die Dame mit der Bratsche, wie gesagt, im Ringel-Shirt, der Posaunist in Buggy-Jeans und die erste Geige im bequemen Schlabber-Pulli.

Dazu ein paar Zahlen vorab:

Die Theater-Gemeinschaft Deutsche Oper am Rhein in Düsseldorf und Duisburg wurde 1956 gegründet und führt heute jährlich rund 280 Vorstellungen auf. Dazu gehören eine Vielzahl an fest angestellten Solisten, Musikern und weiteren künstlerischen Berufen genauso wie natürlich die vielen namhaften Gäste aus aller Welt.

Die Schaltstelle hinter der Bühne:

In einem kleinen dunklen Raum mit vielen Schaltern und Schiebe-Reglern sitzt während jeder Aufführung der Inspizient, der sich selber lieber als „Stage Manager“ bezeichnet, weil das die Sache besser treffen würde.

Und in der Tat, hier läuft nach einem genauen Plan die gesamte technische Begleitung der Bühnen-Aufführung ab, hier setzt das Licht plakative Punkte, hier wird es ein- und ausgeschaltet, nach strengen, von der Regie gesetzten Regeln, hier werden die Vorhänge gesteuert, kurzum: hier ist das Bindeglied zwischen Kunst und Technik. Eine hochkonzentrierte Arbeit während der Vorstellung, denn hier wäre die kleinste Panne schon eine mittlere Katastrophe auf der Bühne.

Aufwändige Technik zur Bühnensteuerung in der deutschen Oper am Rhein
Aufwändige Technik zur Bühnensteuerung in der deutschen Oper am Rhein
Kostümprobe während der Führung in der deutschen Oper am Rhein
Kostümprobe während der Führung in der deutschen Oper am Rhein

Beeindruckt gehen wir weiter und werfen einen Blick in den Souffleur-Kasten, der heute nicht besetzt ist, da es sich ja um ein reines Konzert handelt. Aber wir erleben die Enge dieses Raums und bekommen eine Idee dieser Arbeit, die bei Texthängern und Gedächtnislücken der Darsteller ja enorm wichtig ist.

Im Herzstück hinter den Kulissen: der Fundus.

Während unseres weiteren Besuchs wurden wir von einer beeindruckenden Szene begrüßt: Ein weitläufiger und verzweigter Raum, der unter der Heinrich-Heine-Alle bis auf die andere Straßenseite führt. Darin eine Umkleide voller Kleiderständer, ja Dutzende von Kleiderständern mit jeder Art von Garderobe. Akribisch und ordentlich beschriftet mit dem Namen des Stückes und der Gruppen, für die dieser Fundus gedacht ist. Also zum Beispiel: „Don Giovanni, Herren Solo“. Oder „Götterdämmerung, Damenchor“. Oder „Das Rheingold, Herren-Statisterie“ – also ein Opernführer der anderen Art, geprägt von den Kostümen der Aufführung. Es war wie ein einzigartiger Opernführer, in dem man durch die Modetrends und Zeiträume verschiedener Aufführungen reisen konnte. Für uns als Besucher eine wunderbare Art, durch die Moden und Zeiten unterschiedlicher Stücke zu wandern.

Kostüme aller Art aus verschiedenen Opern
Kostüme aller Art aus verschiedenen Opern

Und danach: ein entspanntes Dinner im „Pocino“ am Kö-Bogen.

Wir hatten einen langen Tisch reserviert und genossen die gute Pasta dieses urbanen Ristorantes nicht weit von der Oper. Ein schöner Platz, um das Gesehene zu diskutieren und um den Initiatoren dieses Abends zu danken. „Lions on Tour“ – mal wieder eine Besichtigung, die nicht nur unterhaltsam war, sondern jedem auch interessante Erkenntnisse brachte.